Wofür stehst Du? Wie Leidenschaft und das »Warum« zu Sicherheit in der eigenen Rolle führen

Vor vielen Jahren hatte ich eine Präsentation bei einer Werbeagentur. Ich war vollkommen davon überzeugt, dass unser Medium »Riesenposter« mit einer Fläche von 300-400 Quadratmetern den Raum in großen Städten beherrscht – unsere Kunden prägten bereits den Begriff »The Medium is the Message«. Was diese Präsentation mit der Sicherheit in der eigenen Rolle zu tun hat? Lesen Sie selbst …

Damals war die vorherrschende Meinung: Wer sich auf einem solch großen Medium darstellt, der hatte auch etwas zu sagen. Wenn ein Unternehmen sein Produkt in dieser Größe platzierte, sorgte es automatisch für Aufmerksamkeit und heute würde man sagen, dass der Content bei uns das Medium selbst war. Mit dieser Überzeugung und Leidenschaft für mein Produkt hielt ich meine Präsentation.

Du bist ein echter Vollblutverkäufer

Im Anschluss kam die leitende Creative Directorin auf mich zu und sagte: „Du bist ja ein echter Vollblutverkäufer.“ Das hat mich in diesem Augenblick verwundert und war mir zugegeben auch etwas peinlich. Dann jedoch habe ich begriffen, dass die besten Verkäufer, diejenigen sind, die gar nicht merken, dass sie verkaufen. Und genauso war es bei mir während der Präsentation bei dieser mittelständischen Werbeagentur. An diesem Tag wurde mir bewusst, dass Menschen oft nicht dem folgen »WAS« Du tust, sondern dem »WARUM« Du es tust.  

Finde Dein »Warum«

Mein Tipp an dieser Stelle: Finde heraus, wie sehr Du emotional und gedanklich mit dem verbunden bist, was Du tagtäglich tust. Wenn jetzt noch die Fähigkeit und der Wille dazukommen, diese Passion mit anderen zu teilen, kommen in der Regel produktive Ergebnisse zustande. Weiß ich wofür ich stehe und warum ich das mache, was ich mache, dann werden Mitarbeiter, Kunden und Partner das Angebot, dieses mit ihnen zu teilen, auch annehmen. Das Ergebnis ist, dass ich mir automatisch sicher in meiner eigenen Rolle und auch in der Positionierung meines Unternehmens mit den entsprechenden Dienstleistungen bin.

Wie wäre es, wenn Du Deine Abhängigkeit von einigen wenigen im Unternehmen reduzieren könntest?

Die Jahre 2005/2006 waren eigentlich perfekt: Als erfolgreicher CEO und Gesellschafter der blowUP-media Gruppe, die fast 35 Millionen Euro Jahresumsatz generierte und mehr als 80 Mitarbeiter in fünf Ländern beschäftige, konnte ich mehr als zufrieden sein. Doch ich merkte, dass irgendetwas nicht stimmte – nämlich meine Art der Führung.

Ich führte meine Mitarbeiter wie auf einem Schachbrett und manipulierte sie. Im Nachhinein betrachtet eine echte »Sauerei«. Und: diese Art der Führung war die Abwesenheit von Beziehung und Vertrauen. Die Mitarbeiter konnten und wollten mir nicht trauen und ich fühlte mich abhängig von einigen wenigen im Unternehmen. Beides wollte ich dringend ändern.

Herr Leuters, eigentlich sind Sie ein netter Mensch, aber …

Um meinen Führungsstil zu verändern, suchte ich einen Executive Coach auf. Im Gespräch erzählte ich ihm sehr sachlich, dass es so nicht weitergehen könne und meine Art zu führen auf Dauer nicht den gewünschten Erfolg bringt. Er hörte sich meine Bedenken an und entgegnete mir dann etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte. „Herr Leuters, wenn ich nicht wüsste, dass Sie eigentlich ein netter Mensch sind, könnte ich mit so einem Arschloch wie Ihnen gar nicht zusammenarbeiten.“ Das war keineswegs das, was ich hören wollte. Meine erste Reaktion war, dass ich jetzt einfach aufstehe und gehe. So würde dieser Coach schnell sehen, wer denn der eigentliche Idiot sei – der, der gerade einen Neukunden verloren hat, oder ich. Doch ich spürte, dass er recht hatte und schließlich wollte ich ja auch kein Arschloch sein – und stellte mich dem nun eingeleiteten Veränderungsprozess.

Profitiere von der Einschätzung anderer

Eine bittere Wahrheit, die wir meistens nur von anderen serviert bekommen können, will niemand gerne hören, dennoch profitieren wir davon, diese Einschätzungen anzunehmen. Oft ahnen wir bereits, was hinter unserem Verhalten steckt, nur bis jetzt hat es niemand auch ausgesprochen. Wer sich auch mit den unangenehmen Seiten seiner selbst auseinandersetzt, hat die Chance, Dinge zu korrigieren und zu verändern. So war es auch bei mir – und dann gilt: ohne Schmerz keine Veränderung. Ich konnte so aber Vertrauen und Beziehung zu meinen Mitarbeitern aufbauen und die gefühlte Abhängigkeit deutlich reduzieren.